Liebes Wir,

die schmerzmedizinische Versorgung steht derzeit vor besonderen Herausforderungen. Wie in allen Bereichen der Medizin fehlt es an qualifiziertem Fachpersonal, der ökonomische Druck ist immens gewachsen, Freiräume für wissenschaftliches Arbeiten oder Weiterentwickelung von Konzepten sind deutlich eingeschränkt. Zu alldem verändern sich aktuell gesundheitspolitische Rahmensetzungen rasant, ohne derzeitige Klarheit für zukünftige Bedingungen. Allerdings bieten kritische Zeiten auch das Potenzial der positiven Veränderung. Dafür brauchen wir klare eigene Vorstellungen, wohin sich die Schmerzmedizin in Zukunft entwickeln soll. In einem interdisziplinären und interprofessionellen Umfeld, welches fachlich von einer Vielzahl von Berufs- und Fachgruppen sowie Verbänden vertreten wird, ist dies durchaus eine Herausforderung! Doch gerade in solchen Zeiten wollen wir als Behandlerinnen und Behandler, als Therapeutinnen und Therapeuten und als Betroffene, nein müssen wir als WIR gestalten. Lassen Sie uns gemeinsam klar den Bedarf für eine flächendeckende evidenzbasierte schmerzmedizinische Versorgung mit einheitlichen Qualitätsstandards formulieren.

Stärken wir das Wir, indem WIR gemeinsam Konzepte und Strategien für die Zukunft entwickeln, uns gegen Heterogenität der Versorgungszugänge für die Betroffenen, gegen die teils stark unterschiedlichen Bedingungen der Betreuung und für eine angemessene Finanzierung in einem Versorgungsbereich mit hoher Personalzeitbindung einsetzen.

Es braucht für die Betroffenen einheitliche Versorgungs- und Qualitätsstandards, damit sie sich darauf verlassen können, dass dort, wo Schmerzmedizin „draufsteht“, auch Schmerzmedizin „drin“ ist. Es braucht flächendeckend sektorenübergreifende abgestufte Behandlungsangebote, damit qualitativ hochwertige Schmerztherapie für die Betroffenen verfügbar und erreichbar ist. Für die personelle Zukunftssicherung braucht es für Behandler berufliche Chancen, Entwicklungsmöglichkeiten und attraktive Karrierewege. Es braucht – und davon mangelt es fast am meisten – Anerkennung, für die Betroffenen, für ihre Bedürfnisse, Einschränkungen und Belastungen. Anerkennung bei der Politik und den Kostenträgern, dass sinnvolle Maßnahmen finanziert werden und nicht solche, die die Situation teils verschlimmern, die Krankheit und Chronifizierung verstärken. Anerkennung, dass es sich um komplexe und chronische Krankheitsbilder handelt, die sich (meist) nicht schnell mit einer OP, einem Gips oder einer Pille lösen oder gar heilen lassen. Aber auch für diejenigen, die Schmerzmedizin machen, braucht es Anerkennung – von den Chefs und Vorgesetzten in fachbezogenen Abteilungen, Anerkennung im WIR, Anerkennung in unserer Gemeinschaft.

Wir laden Sie ein zum Deutschen Schmerzkongress 2024, den wir als gemeinsame Zukunftswerkstatt gestalten wollen. Für ein starkes WIR. Für die Zukunft. Für aktives und selbstbewusstes Gestalten. Kommen Sie im Oktober 2024 nach Mannheim und setzen Sie mit uns ein starkes Zeichen für das WIR, für die Schmerzmedizin!

Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee &
Prof. Dr. med. Joachim Erlenwein